Zu Besuch bei Terre Margaritelli in Torgiano – Italienreise 2016, Teil 2

Terre Margaritelli Reben
Terre Margaritelli Reben

28. OKTOBER 2016

Kaum haben wir die Region Umbrien erreicht, fahren wir am Lago di Trasimeno vorbei und sind nun im Herzen von Italien. Die Landschaft wird geprägt von grünen Hügeln, Sonnenblumen, Wildbächen, Wasserfällen und immer wieder sieht man mittelalterliche Städtchen charakterisiert von Wallfahrtskirchen, Türme  und Schlösser welche sich auf den Kuppen verteilen.

Wenn wir nicht wüssten, dass wir eine geographische und politische Grenze überschritten haben, könnten wir glatt denken immer noch in der Toskana zu sein. Und das ist der kleine Fluch von Umbrien – die kleine Schwester von der Toskana zu sein.

In Miralduolo, ein Ortsteil von Torgiano, errreichen wir das Weingut Terre Margaritelli, das direkt hinter der Parkettfabrik LISTONE GIORDANO am Hügel liegt. Federico Bibi, verantwortlich für den Betrieb, steht schon am Ende der mit Olivenbäumen gesäumten Einfahrt um uns zu begrüssen. Eine herrliche Aussicht von hier – und bei diesem schönen Herbsttag einfach atemberaubend.

Besuch Margaritelli 2016 1

Die Rebberge liegen alle direkt um das Weingut. Man glaubt es kaum: das Weingut ist vor der Parkettfabrik entstanden. Denn es sei hier vorab erwähnt, Familie Margaritelli’s Kerngeschäft ist die Produktion von Parkett und Terassendielen. Der Grösse und modernem Fabrikareal nach würde man eher umgekehrt den Schluss ziehen.

1950, von Fernando Margaritelli gegründet, hatte man die Trauben an Winzer verkauft. Da aber die Preise in Jahren danach in den Keller fielen, entschied sich Familie Margaritelli den Wein selber abzufüllen.

Mit Federico Bibi laufen wir durch die Weinberge, die Ernte wurde vor mehreren Wochen abgeschlossen. Die aktuelle bepflanzte Fläche beträgt 60 Hektar, wobei davon 52 ha für die Produktion genutzt wird. Die restlichen 8 ha der bestehenden Weinberge werden nur für Laborzwecke und Versuche für neue Traubensorten genutzt, wie beispielsweise Semillon, Pecorino oder Viognier.

Im Jahr 2000 stellte Giuseppe Margaritelli den Betrieb auf biologisch zertifiziert um. Im 2007 wird ein Teil der Rebfläche neu beflanzt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Terre Margaritelli als eines der wenigen Weingüter in Italien mit einem FSC Zertifikat für die benutzten Korken versehen ist – eine Rarität in diesem Business!

Würden wir noch auf den Hügel hinter dem Gut hinauf klettern, hätten wir ein Rundumsicht bis nach Asissi im Osten und Perugia im Norden. Wir ziehen aber verständlicherweise lieber den Gang in den Weinkeller vor.

In den rostfreien Stahltanks (Inox) hat die Maischegärung des Jahrgangs 2016 schon stattgefunden. Wie auch in Montalcino ist auch hier Federico sehr zufrieden mit der Ernte.

Die Basisweine werden nun für weitere 3 bis 4 Monate in den Tanks ruhen, bevor sie auf die Flasche abgefüllt werden. Die erste Liga: Greco di Renabianca (100% Grechetto), Malot (50% Merlot, 50% Cabernet) und der Riserva Freccia degli Scacchi (100% Sangiovese) werden bald in Barriquefässer umgepumpt. Die Eichenfässer kommen alle aus Bertranges im Burgund. Der Greco darf für 3 Monate im neuen Fass ruhen, der Malot 8 Monate in gebrauchten Barriques und der Topwein Freccia 24 Monate.

Unser Besuch schliessen wir mit einem Mittagessen auf dem Weingut ab. Unsere kleine Gruppe wird von Andrea und Luca Margaritelli, die Söhne von Giuseppe Margaritelli, ergänzt – eine grosse Ehre! Hauptberuflich sind beide verantwortlich für das Unternehmen Listone Giardino, weltweit bekannt für Top-Parkettprodukte. Allerdings erfahren wir gerade eben von Andrea, was es mit den Etiketten an sich hat. Die Symbole auf der Etiketten sind ganz eng mit der Region und deren Geschichte verbunden. In der Umgebung von Perugia wurde eine der wichtigsten Schlachten der Geschichte Italiens ausgetragen. Die Etiketten sollen die Verbundenheit zur Region ausdrücken. Der Ehrgeiz für Qualität und Nachhaltigkeit der Familie Margaritelli hinterlässt überall Spuren, auch im Weingut.

Zu umbrischen Wurst und Käse und als Hauptgang Schweinebraten, degustieren wir nochmals die aktuellen Weinjahrgänge 2015 sowie Freccia degli Scacchi 2012. Ja, der 2015’er Jahrgang ist wieder super gelungen. Nebenbei gibt uns Federico noch sein selbstgemachtes Olivenöl zum Probieren.

Unser Fazit: Umbrien steht in Essen und Trinken der Toskana nichts nach und darf ruhig mal der grösseren Schwester die Show stehlen. Das Potenzial dazu ist auf jedenfall unserer Meinung nach da.

Übrigens – den Rosé Wein konnten wir nicht mehr probieren, denn nach nur 3 Monate ist er restlos ausverkauft. Vielleicht nächstes Jahr eine Überlegung wert?

“Unsere Weine sind komplex, aber nicht Kompliziert”

Frederico Bibi

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